Die Wasserkraft früher und heute
Die Wasserkraft wird in Deutschland seit Jahrtausenden genutzt. Der früheste Nachweis einer Wassermühle um Christi Geburt liegt am Fluss Inde bei Düren. Heute wird der Fluss wegen des Braukohletagebaus umgeleitet, was bereits sinnbildlich auf die heutige Situation in unseren Gewässern hinweist.
Die im Altertum genutzten Kraftmaschinen waren Wasserräder. Sie wurden im Mittelalter weiter optimiert und haben ihre Funktion an vielen Standorten bis heute erhalten. Im 19. Jahrhundert wurde mit der Erfindung der Turbinen die Industrialisierung maßgeblich vorangetrieben. Die Kaplanturbine steht seit ihrer Erfindung Anfang des 20. Jahrhunderts bis heute für eine ausgereifte Kraftmaschine und für hocheffiziente Stromerzeugung. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges gab es in Deutschland über 80.000 Wasserkraftanlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige der zerstörten Nutzungen wieder aufgebaut, jedoch schloss sich 1957 ein Mühlenstilllegungsgesetz an, welches die Anzahl der Mühlen stark reduzierte. Die Nutzung der fossilen Brennstoffe und der Ausbau der Atomenergie verringerte ebenfalls die Stromerzeugung durch Wasserkraft, so dass sich die Zahl der Wasserkraftanlagen in Deutschland heute auf ca. 7600 also 1/10 reduziert hat.
Spätestens seit der Umweltbewegung genießen erneuerbare Energien wieder größere Aufmerksamkeit. So hat das Stromeinspeisungsgesetz und das spätere Erneuerbare-Energien-Gesetz ermöglicht, viele Wasserkraftanlagen zu modernisieren und damit zu erhalten. Vereinzelt ist auch der Neubau an nicht rückbaubaren Staustufen gelungen. Nach einer Studie der EU-Komission sprechen sich 98% aller Deutschen für die Nutzung und den Ausbau von Wasserkraft aus. 1% ist unentschlossen und 1% dagegen.
Vorteile der Wasserkraftnutzung
Die Vorteile sind nicht an dem Ort der Nutzung zu finden, sondern im Fall der Wasserkraft klar außerhalb des Gewässers. In Hessen erzeugen 623 Laufwasserkraftanlagen über 3% des Stromes und ersetzen damit dauerhaft Kohle und Atomstrom im Netz. Der stetige Wasserkraftstrom dieser Anlagen mit ca. 4000-7000 Volllaststunden ist nicht durch Wind- oder Solarstrom ersetzbar. Der Wasserkraftstrom hat damit einen Anteil von 20% - 25% an der stetigen, erneuerbaren Grundlaststromproduktion in Hessen. Nur dieser stetige Strom kann Kohle- und Atomstrom effektiv ablösen, ohne zusätzlich verstetigt also gespeichert werden zu müssen.
Viele Anlagen über 100 kW installierter Leistung nehmen zusätzlich am Regelenergiemarkt in den Übertragungsnetzen (Hochspannungsnetzen) teil und stellen Sekundär- und Minutenreserve zur Verfügung. Ebenso erbringen auch alle kleinen Wasserkraftanlagen unter 100 kW erhebliche Netzdienstleistungen in den Verteilernetzen (regionale Niederspannungsnetze). Hierzu verweisen wir auf die hessenweite und auch deutschlandweite Stude von Prof. Zdralldeck.
Gerade auch die kleine Wasserkraft ist ein fester Bestandteil der Wertschöpfung im ländlichen Raum und steht klar der Tendenz zur Bildung privater Großkonzerne im Energiesektor entgegen. Sie ist eine volkswirtschaftlich hoch erwünschte Privatinvestition in unverzichtbare und dezentrale Infrastruktur, was gerade in Krisenzeiten sehr wichtig ist. Sie trägt zur Minderung der Abhängigkeiten von Oligarchen und Autokraten in Rohstoffförderländern bei und stützt unsere Außenhandelsbilanz. Außerdem ist sie von gehobenem öffentlichen Interesse und klarer Bestandteil der Energiewende und vor allem des Klimaschutzes.
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